Zum 7. Oktober 2024
Wir gedenken am 7.10.24 der schrecklichen Geschehnisse: die von der Hamas angeführten bewaffneten Kämpfer:innen haben
NCBI Schweiz und das Institut für Interkulturelle Zusammenarbeit und Dialog haben 2012 das Projekt „Respect: Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam überwinden“ gestartet und bisher erfolgreich durchgeführt.
Mit der Mehrheitsbevölkerung als Hauptzielgruppe führen NCBI Schweiz und andere Organisationen seit Jahren Projekte zu Muslim- und Judenfeindlichkeit durch. Das neue Projekt „Respect“ greift zum ersten Mal in der Schweiz die besondere Dynamik dieser Vorurteile insbesondere unter den jüdischen und muslimischen Minderheiten in der Schweiz auf (siehe auch Projekte in Deutschland wie «amira: Antisemitismus im Kontext von Migration und Rassismus»). Die Vorurteile zwischen diesen Minderheiten gewinnen in einer Zeit der zunehmenden Spannungen im Zusammenhang mit den Entwicklungen in Israel, Palästina und im Nahen Osten an Brisanz.
Da das Projekt auf grosses Interesse gestossen ist, wurde das Projekt nun weiterentwickelt und der neue Schwerpunkt auf Jugendliche und junge Erwachsene gesetzt. Primär werden in diesem Projekt zwischen muslimischen und jüdischen Menschen Missverständnisse ab- und Brücken aufgebaut sowie Konfliktthemen konstruktiv angesprochen:
Das Projekt hat zum Ziel, gegenseitige Vorurteile sowie die eigenen Erfahrungen mit Diskriminierung zu reflektieren.
Die folgenden Schritte werden geplant: Erforschung der aktuellen Situation mittels Interviews und Fokusgruppen; Zusammenstellung und Ausbildung eines erfahrenen, gemischten Teams von Dialogmoderator/innen; Organisation und Durchführung einer Reihe von Einführungs- und Vertiefungsdialogveranstaltungen primär für jüdische und muslimische Teilnehmende, aber später auch für andere Multiplikator/innen; Entwicklung und Verbreitung von gezielten Hintergrundinformationen zu aktuellen und historischen Dimensionen in der Schweiz und in ausgewählten Herkunftsländern (Albanien, Ex-Jugoslawien, Türkei usw.). Wenn zwischen Minderheiten Respekt auf- und Vorurteile abgebaut werden können, gewinnen alle.
Das Projekt hat es zum Ziel gegenseitige Vorurteile und die eigene Erfahrung mit Diskriminierung respektvoll zu reflektieren und als Ressource an die Mehrheitsbevölkerung heranzutragen. Die muslimischen und jüdischen Gemeinschaften reflektieren die Ähnlichkeiten und Unterschiede ihrer Erfahrungen mit Diskriminierung unter sich sowie als Minderheiten in der Schweiz, um hierzulande präventiv die international zunehmenden Spannungen zwischen ihnen abzubauen. Daraus entsteht eine verstärkte Verständigung und Vernetzung, um miteinander gemeinsame Anliegen als Minderheiten zu verfolgen.
Die Zielgruppe der Dialogversanstaltungen richtet sich primär an Personen mit muslimischen und jüdischen Hintergründen in der Deutschschweiz. An den Dialogveranstaltungen werden Jugendliche sowie Erwachsene teilnehmen. Multiplikator/innen und Schlüsselpersonen aus beiden Gemeinschaften wie Imame, Rabbiner, Religionslehrpersonen usw. bilden eine wichtige Gruppe, die ihre Netzwerke aktivieren, um weitere Teilnehmende zu mobilisieren.
Später werden Veranstaltungen für ein gemischtes Publikum, insbesondere Multiplikator_innen wie Lehrpersonen, Jugendarbeiter/innen und Schlüsselpersonen mit Interesse an Integration oder Religion, geplant. (Interessierte können sich per an respect(at)ncbi.ch bei uns melden.)
Die Broschüre «Die Rollge gerechter Muslim/innen» wurde vom Projektteam aus dem Englischen übersetzt. Sie informiert über die wenig bekannte Rolle von Muslim/innen im Balkan, in der Türkei und in arabischen Ländern bei der Rettung von jüdischen Menschen im 2. Weltkrieg. Die 32seitige, bunte Broschüre mit Abbildungen kann im Unterricht eine Brücke zwischen Kulturen aufbauen. Sie kann direkt heruntergeladen oder bei NCBI zum Preis von SFr. 5.- bestellt werden.
zur Broschüre «Die Rolle gerechter Muslim/innen» als PDF
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Im Rahmen des Projekts «Unsere vielfältige Schweiz» entstand ein Plakat zum Thema» Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam überwinden».
zum Plakat (5 MB)
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NCBI hat eine neue Broschüre herausgegeben, die in kurzer und knapper Form Informationen zu einigen wichtigen Fragen und aktuellen Aspekten rund um den Islam vermittelt.
Die Broschüre «Die Rolle gerechter Muslim/innen» wurde vom Projektteam aus dem Englischen übersetzt. Sie informiert über die wenig bekannte Rolle von Muslim/innen im Balkan, in der Türkei und in arabischen Ländern bei der Rettung von jüdischen Menschen im 2. Weltkrieg (2.5 MB). Die 32seitige, bunte Broschüre mit Abbildungen kann im Unterricht eine Brücke zwischen Kulturen aufbauen und kann zum Preis von SFr. 5.- bestellt werden.
Andi Geu, NCBI Schweiz, Ko-Geschäftsleiter, andi.geu(at)ncbi.ch
Ron Halbright, NCBI Schweiz, Projektleiter, administrative Leitung, ron.halbright(at)ncbi.ch
Nurit Blatman, Ko-Projektkoordinatorin, nurit.blatman(at)ncbi.ch
Ramazan Özgü, Ko-Projektkoordinator, ramazan.ozgu(at)ncbi.ch
Janos Morvay, Ko-Projektkoordinator, janosmorvay(at)gmail.com
«Respect: Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam überwinden»
Trialog‐Angebot für christliche, muslimische, jüdische und andere Teilnehmende Für Schulklassen, Religionsunterricht, Ausbildungsgänge, Vereine und andere Gruppen von Jugendlichen oder Erwachsenen mit wenigen oder keinen muslimischen / jüdischen Mitgliedern Ein Austausch mit jüdischen und muslimischen Menschen über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und den Umgang mit Vorurteilen in der Schweiz.
Ein erfahrenes, muslimisch/jüdisch gemischtes Team leitet einen Workshop von 4 bis 6 Lektionen für Ihre Gruppe.
zu weiteren Infos über das Angebot
GMS Standpunkt – Gegen die Geschichtsvergessenheit
Die Gesellschaft Minderheiten in der Schweiz GMS veröffentlichte eine Stellungnahme zum Thema Geschichtsvergessenheit und Rassismus.
Um den Austausch und die Begegnungzwischen den Gruppen zu ermöglichen, wird in Dialogveranstaltungen eine sichere und ehrliche Atmosphäre aufgebaut. In dieser können Vorurteile zur Sprache gebracht und gegenseitig Fragen formuliert und beantwortet werden. Das Dialog-Workshopmodell ermöglicht es, die emotionale und institutionelle Wirkung von Feindseligkeiten und Diskriminierung zu veranschaulichen und es zeigt auf, wie die Verletzungen, Fehlinformationen und Ohnmachtsgefühle überwunden werden können, die durch Rassismus, Juden- und Muslimfeindlichkeit sowie andere Arten von Diskriminierung hervorgerufen werden. Die Teilnehmenden werden befähigt, in ihrem Umfeld effektiv mit Vorurteilen bzw. daraus resultierenden Konflikten umzugehen. Eigene Erfahrungen mit Vorurteilen und Diskriminierung werden respektvoll reflektiert, damit sie effektiver als Ressource in den eigenen Kreisen sowie mit der Mehrheitsbevölkerung agieren können.
Die Dialogveranstaltungen werden von einem erfahrenen, kulturell durchmischten Team von Moderator/innen geführt. Die lange, meist positive Geschichte des Zusammenlebens in den Herkunftsländern zwischen den Glaubensgemeinschaften wird thematisiert. Vorgesehen werden zu einem späteren Zeitpunkt auch Vertiefungsveranstaltungen, um ausgewählte Konfliktthemen gemeinsam näher anzuschauen.
Ab 2013 werden Veranstaltungen für ein gemischtes Publikum, wie Jugendgruppen, Multiplikator_innen (Lehrpersonen, Jugendarbeiter_innen und Schlüsselpersonen) mit Interesse an Integration oder Religion, angeboten. Nehmen Sie doch bei Interesse Kontakt mit uns auf (siehe weiter unten).
Es ist auch möglich, als Weiterbildung eine Dialogveranstaltung für bestehende Gruppen (religiöse Institutionen, Schulen, Ausbildungsstätten, Migrationsvereine, Integrationstagungen, Jugendarbeitskreise usw.) zu organisieren. Ziel ist es jeweils, eine vielfältige Gruppe zusammenzubringen, die vom Dialog profitieren kann. Je nach Zusammensetzung des Teilnehmerkreises wird das Moderationsteam ergänzt, um einen interkulturellen Dialog zu ermöglichen. Für weitere Informationen nehmen Sie bitte mit uns Kontakt (siehe weiter unten) auf.
Das Projekts wird getragen und gestützt von den folgenden Institutionen
Trialog-Angebot für christliche, muslimische, jüdische und andere Teilnehmende
Für Schulklassen, Religionsunterricht, Ausbildungsgänge, Vereine und andere Gruppen von Jugendlichen oder Erwachsenen mit wenigen oder keinen muslimischen / jüdischen Mitgliedern
Ein Austausch mit jüdischen und muslimischen Menschen über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und den Umgang mit Vorurteilen in der Schweiz.
Ein erfahrenes, muslimisch/jüdisch gemischtes Team leitet einen Workshop von 4 bis 6 Lektionen für Ihre Gruppe.
Ab September 2012 werden Vertiefungsveranstaltungen für AbsolventInnen der Einführungsveranstaltungen geplant. Sie werden ebenfalls vom Team moderiert und schliessen Präsentationen von Fachleuten zu bestimmten Konfliktthemen, die in den Einführungsdialogen identifiziert wurden, ein; das können beispielweise sein:
Wege werden gesucht, um die Begegnungen zu ergänzen:
Später werden Veranstaltungen für ein gemischtes Publikum, insbesondere Multiplikator_innen wie Lehrpersonen, Jugendarbeiter_innen und Schlüsselpersonen mit Interesse an Integration oder Religion, geplant. Interessierte können sich bei uns melden (siehe weiter unten).
In der Alltagssprache wie in Fachkreisen werden oft die Begriffe „Antisemitismus“ und „Islamophobie“ verwendet, um die Vorurteile und Diskriminierungen gegen jüdische und muslimische Menschen (als Individuen oder Kollektive) und ihre Religion zu umschreiben. Jeder Begriff hat eine eigene, kontroverse Geschichte: Einerseits ist Antisemitismus1ursprünglich ein Rassenbegriff, der auf Semiten (dazu werden auch Araber gezählt) Bezug nimmt. Andererseits wird debattiert, ob Islamophobie2 als Begriff impliziert, dass der Islam oder islamische Länder vor jeglicher Kritik verschont bleiben sollten. Die Verwendung beider Begriffe ist umstritten.
In diesem Projekt werden deshalb absichtlich die Begriffe „Muslimfeindlichkeit“ und „Judenfeindlichkeit“ verwendet, um die Vorurteile und die Diskriminierung – aufgrund der Herkunft, der Religion, des Aussehens, der Kleidung usw. – gegen Menschen, die sich als muslimisch bzw. jüdisch bezeichnen oder so betrachtet werden, zu benennen. Die Abgrenzung zwischen einerseits Vorurteilen, die abgebaut werden sollten, und andererseits legitimer Kritik (beispielsweise gegen Israel, muslimisch geführte Länder bzw. diese Religionen) ist ein Thema des Projektes.
Diese eher unbefangenen Begriffe haben den Vorteil, dass sie parallel konstruiert sind und deshalb die Ähnlichkeiten und Unterschiede der Erfahrung als Minderheiten zur Sprache bringen. Im Laufe des Projektes wird weiter am Umgang mit solchen Begriffen gearbeitet.
1 siehe auch Definition bei der Eidgenösssichen Kommission gegen Rassismus: Antisemitismus
2 siehe auch Definition bei der Eidgenösssichen Kommission gegen Rassismus: Muslimfeindlichkeit
Der Begriff «Dialog» wird in diesem Projekt nicht im Sinne des «interreligiösen Dialogs» verwendet. Es werden keine theologischen Diskussionen zwischen zwei Religionen erzielt, sondern ein Abbau von Vorurteilen zwischen zwei Minderheiten. Die Erlebnisse der Diskriminierung und der Vorurteile stehen im Mittepunkt. Diese Vorurteile bezüglich Macht, Geld, Gefahr (Terrorismus), Nahostpolitik usw. werden kaum religiös bzw. theologisch begründet. Auch säkular lebende bzw. gesinnte Menschen muslimischer oder jüdischer Herkunft sind genau gleich von diesen Dynamiken betroffen wie religiöse Menschen.
Vor diesem Hintergrund hat NCBI Schweiz in Zusammenarbeit mit dem Institut für interkulturelle Zusammenarbeit und Dialog einen «Train the Trainers»-Kurs initiiert, um ein gemischtes Team von Workshopleitenden auszubilden, die später Dialogworkshops leiten können. Das Workshopmodell ermöglicht es, die emotionale und institutionelle Wirkung von Feindseligkeiten und Diskriminierung zu veranschaulichen, und zeigt auf, wie die Verletzungen, Missinformationen und Ohnmachtsgefühle überwunden werden können, die durch Rassismus, Juden- und Muslimfeindlichkeit sowie andere Arten von Diskriminierung hervorgerufen werden. Im Rahmen von Workshops sollen die TeilnehmerInnen dazu befähigt werden in und mit ihrem Umfeld effektiv mit Vorurteilen bzw. daraus resultierenden Konflikten umzugehen.
Es gibt zwei Ebenen des Dialogs: innerhalb und zwischen den Religionsgruppen. Ein Teil des Programms wird im Plenum durchgeführt, um den Austausch und die Begegnung zwischen den Gruppen zu ermöglichen. Um in einen sicheren Rahmen unter sich die eigenen Erfahrungen zu reflektieren und um Platz für kritische Themen innerhalb der Gruppe zu schaffen, wird ein Teil des Programmes in getrennten Gruppen durchgeführt. Die Reflexion der Differenzen innerhalb jeder religiösen Gemeinschaft ist eine Voraussetzung für eine fruchtbare Auseinandersetzung zwischen den zwei Minderheiten.
Die Gruppen werden die wichtigsten Hintergrundinformationen zur anderen Gruppe bekommen, um Unterschiede nachvollziehen zu können. Damit beide Gruppen von einem gemeinsamen Dialog profitieren können, müssen muslimische Menschen beispielsweise etwas von der Bedeutung der Schoah, des Staates Israel sowie vom Judentum als Religion, aber auch als Volk verstehen. Für jüdische Menschen ist es ähnlicherweise wichtig, dass sie die Vielfalt des Islams sowie die Unterschiede einerseits zwischen dem Islam und kulturellen Traditionen, andererseits zwischen „Muslim/innen“ und „Islamisten“ nachvollziehen können.
In jeder religiösen Gemeinschaft gibt es Spannungen zwischen Untergruppen aufgrund der Auslegung und des Auslebens der Religion, der politischen Einstellungen, der Herkunft, des Alters, des Geschlechts usw. Die kritische Reflexion solcher internen Differenzen ist ein wichtiger Bestandteil des Dialogs: Wenn z.B. Vorwürfe gegen Handlungen oder Einstellungen bestimmter Teile einer Gruppe zur Sprache kommen, braucht es differenzierte Antworten der anwesenden Gruppenzugehörigen, damit die Vorurteile nicht im Dialog verstärkt werden.
Die bewährten Prinzipien der Begegnungen und Dialogveranstaltungen in bisherigen NCBI-Angeboten wie Vertraulichkeit, nicht für Andere reden, Aussprechen eigener Erlebnisse, Zuhören, Gleichberechtigung, Meiden von Belehrung, Raum für Betroffenheit usw. werden weiterhin gepflegt und themenbezogen weiterentwickelt.
Die Dialogmethodik für dieses Projekt wird aufbauend auf den Erfahrungen von NCBI mit Begegnungen, bisher hauptsächlich für die christlich geprägte Mehrheitsbevölkerung, einerseits zum Thema „Judenfeindlichkeit“ und „Shoah“, andererseits zum Thema „Muslim/innen in der Schweiz“ entwickelt. Dabei werden die Erfahrung von Likrat (einem Projekt des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG), dem Zürcher Lehrhaus (einer interreligiösen Bildungsinstitution, die dem Dialog dient) und dem Institut für Interkulturelle Zusammenarbeit und Dialog berücksichtigt.
zur Website von Likrat
zur Website des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG
zur Website des Zürcher Lehrhauses
zur Website des Instituts für Interkulturelle Zusammenarbeit und Dialog
Es gibt Unkenntnis, Missverständnisse, Vorurteile und Konfliktthemen, welche die Beziehung zwischen den jüdischen und muslimischen (sowie weiteren einheimischen und zugewanderten) Minderheiten in der Schweiz belasten. Als Minderheiten erleben die jüdischen und die muslimischen Bevölkerungsgruppen Vorurteile und Diskriminierung teilweise ähnlich, teilweise unterschiedlich: Beide Gruppen begegnen Missverständnissen und Schwierigkeiten bei der Organisation ihres sozialen und religiösen Lebens in der Schweiz (Anerkennung der Religionsgemeinden, Kauf von Lebensmitteln, die koscher bzw. hallal sind, Friedhöfe usw.) Nichtsdestotrotz gibt es wichtige Unterschiede, die die Bedürfnisse und die Strategien jeder Gruppe prägen.
Multiplikator/innen wie religiöse Schlüsselpersonen, Vereinsleiter/innen, Kulturvermittler/innen, Lehrpersonen, andere engagierte oder öffentliche Personen kommen schnell an ihre Grenzen, wenn heikle Themen zwischen den Minderheiten zur Sprache kommen. Diese Gemeinschaften kennen sich in der Schweiz zu wenig und erleben kaum Austausch, was Vorurteile – insbesondere in der aktuell angespannten Zeit – verstärken kann. Sie wissen wenig über die oft langen, mehrheitlich positiven Beziehungen zwischen diesen Gemeinschaften in den Herkunftsländern.
Gespräche mit Fachleuten, Jugendlichen und Engagierten legen nahe, dass die Distanz und die Spannungen unter diesen Gemeinschaften in den letzten Jahren gewachsen sind, statistisch lässt sich diese Entwicklung jedoch kaum erfassen.
Es stimmt leider nicht, dass – wer Minderheitserfahrungen gemacht hat – für Vorurteile gegenüber anderen Gruppen sensibilisiert sein muss. Im Gegenteil – allzu oft werden schlechte Erfahrungen (als Opfer von Diskriminierung) durch fehlenden Respekt gegenüber anderen Gruppen kompensiert. Heikele Themen (wie z.B. Nahost-Politik) werden beispielsweise aus Angst vor Konflikt vermieden oder tabuisiert. In kürzlich durchgeführten Workshops für Berufsschulklassen und aus Gesprächen mit Fachpersonen wurde ersichtlich, dass Medienberichte aus dem Ausland (z.B. der Türkei, dem Balkan, Israel oder arabischen Ländern) Meinungen in der Schweiz beeinflussen können. Obwohl sich die Spannungen in weiter Ferne abspielen, werden Parolen hier medial verbreitet. Unabhängig von der persönlichen Haltung, die Multiplikator/innen selber einnehmen, können sie von den muslim- oder judenfeindlichen Meinungen und Aussagen der Jugendlichen herausgefordert oder überfordert werden.
Diese Parolen sind in der Regel undifferenziert und pauschal: Es gebe zu viele Juden/Muslime in der Schweiz, sie hätten zu viel Macht oder seien gefährlich, sie möchten Krieg, würden Menschenrechte nicht respektieren etc.
Es ist wichtig, die Situation sorgfältig zu erfassen und darauf aufbauend zielgerichtet zu handeln. Einerseits zeigt die Chronologie der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA auf, dass es in der Deutschschweiz aktuell wenige gravierende juden- bzw. muslimfeindliche Vorfälle gibt. Diese werden in der Öffentlichkeit – wenn überhaupt – nur kurz zur Kenntnis genommen.
zur Chronologie der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus GRA
Andererseits zeigen Umfragen bei Erwachsenen und Berichte von Fachpersonen, dass juden- bzw. muslimfeindliche Haltungen verbreitet sind. Ein paar Beispiele:
Die Juden- bzw. Muslimfeindlichkeit entsteht medial und in einem Vakuum, weil die meisten Menschen kaum direkten negativen Kontakt mit diesen Minderheiten haben.
Die historische Basis für Verständigung ist stark: Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben jüdische Gemeinschaften unter muslimischen Regierungen – im Gegensatz zur Erfahrung in Europa – in der Regel relative Rechtssicherheit erlebt, weshalb diese Zeit manchmal als ein „goldenes Zeitalter“ der Juden beispielsweise im Ottomanischen Reich (inklusive Türkei, Albanien, Bosnien, Kosovo) bezeichnet wird. (Siehe dazu auch den Text «The righteous muslim») Erst unter dem Einfluss europäischer bzw. christlicher Judenfeindlichkeit, dann als Folge des arabisch-jüdischen Konfliktes um Palästina/Israel, sind Vorurteile gegen Juden in muslimischen Gemeinschaften stärker verbreitet worden. Gleichzeitig haben die Kriege im Nahen Osten und weitere Angriffe auch in den jüdischen Gemeinschaften zu Ängsten und Vorurteilen gegenüber Muslim/innen geführt, die durch die so genannten „islamistischen“ Angriffe der letzten Jahre noch verstärkt wurden. Diese Entwicklungen strapazieren die gegenseitige Tradition des Respekts.1
1 Die jüdische Tradition der Solidarität mit Minderheiten basiert auf den heiligen Schriften (Torah: 3. Mose 19, 33 – 34): „Wie ein Einheimischer unter euch soll euch der Fremde sein, der bei euch als Fremder wohnt; du sollst ihn lieben wie dich selbst. Denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen.“ Auch der Islam respektiert explizit die Rechte der jüdischen Gemeinschaft aufgrund der gemeinsamen religiösen Wurzeln: In der Verfassung von Medina in der Anfangszeit des Islam bekam die jüdische Bevölkerung Rechtssicherheit zugesichert (Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/Constitution_of_Medina — 12.9.11).
Um beide Zielgruppen wirksam anzusprechen, kann auf gemeinsamen und unterschiedlichen Erfahrungen aufgebaut. Zugehörige beider Minderheiten erleben es, dass sie durch „ihre Namen“ identifiziert und manchmal deswegen diskriminiert werden. Beide werden pauschalisierend dafür verantworlich gemacht, was – gleich ob Gutes oder Schlechtes – „in ihren Namen“ irgendwo in der Welt gemacht wird. Dies kommt auch im folgenden Text zum Ausdruck, der im Rahmen des Programms «Respect – Muslim- und Judenfeindlichkeit gemeinsam überwinden» entstanden ist.
Wir gedenken am 7.10.24 der schrecklichen Geschehnisse: die von der Hamas angeführten bewaffneten Kämpfer:innen haben
Ramazan Özgü und Janos Morvay wollen Vorurteile gegenüber Muslimen und Juden abbauen. Seit zwölf Jahren
Im NCBI-Projekt Respect setzen sich jüdische und muslimische Menschen gemeinsam gegen Muslim- und Judenfeindlichkeit ein. Seit dem
Derzeit keine neuen Veranstaltungen.
Juden und Muslime wollen mehr mit – anstatt übereinander sprechen mit Jonathan Kreutner, Generalsekretär SIG (jüdische Dachorganisation) und Pascal Gemperli, Sprecher FIDS (muslimische Dachorganisation) auf Tele Z, Programm «Konkret» von 7.3.2016. Darin wird auf die Arbeit von «Respect» aufgebaut und Jonathan Kreutner erzählt von seinen Erfahrungen an Respect Veranstaltungen.
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Telefon 044 721 10 50 oder E-Mail respect@ncbi.ch
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