No Worries? Psychische Gesundheit – wir sprechen darüber

Dieses neue Projekt, das im Juni 2023 offiziell lanciert wird, nimmt sich direkt der Thematik der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen an. Dabei wird NCBI von einem namhaften Konsortium von Partnerinstitutionen unterstützt. Das Projekt «No worries? Psychische Gesundheit – wir sprechen darüber» umfasst aber nicht nur Aktivitäten, die sich an Kinder und Jugendliche richten, sondern auch Module für Fachpersonen und Angehörige von Kindern und Jugendlichen, deren psychische Gesundheit beeinträchtigt ist.

Hintergrund

Die Pubertät bzw. Adoleszenz ist ein Lebensabschnitt, in dem sehr viel passiert – sowohl in körperlicher wie auch in mentaler Hinsicht. Es gibt einen Wachstumsschub, Muskel- und Fettgewebe wird geschlechtsabhängig umverteilt und viele Anforderungen steigen. Eltern, Schule und Gesellschaft haben höhere Ansprüche an Jugendliche als an Kinder. Dazu kommt die beginnende Ablösung vom Elternhaus. Diese Veränderungen machen den Lebensabschnitt der Adoleszenz besonders anfällig für psychische Beeinträchtigungen. Dabei handelt es sich manchmal um Episoden, manchmal nehmen mittel- oder gar langfristig bleibende psychische Erkrankungen in dieser Lebensphase ihren Anfang. Psychische Störungen während der Adoleszenz müssen ernst genommen werden, da diese unbehandelt auch noch im Erwachsenenalter Probleme verursachen können.

Ist ein:e Jugendliche:r psychisch belastet, stellt das auch für dessen Umfeld einen grossen Leidensdruck dar. Besonders für die Angehörigen ist es eine äusserst belastende Situation, wenn es ihrem Kind psychisch nicht gut geht – gerade in der Adoleszenz, wenn der Zugang zum Kind nicht mehr so einfach herzustellen ist. Die Kinder ziehen sich oftmals zurück und sind noch schwieriger erreichbar, jedoch ist es offensichtlich, dass etwas nicht stimmt. Abzuschätzen, was eine adäquate Reaktion sein könnte und wie das Kind gut unterstützt werden kann, ist nicht immer einfach.

Wenn Angehörige überfordert sind, dann kommt den Fachpersonen, mit denen die Jugendlichen zu tun haben – Lehrpersonen und Schulsozialarbeitende, Jugendarbeitende, Sozialpädagog:innen, etc. – eine umso wichtigere Funktion in der Gesundheitsversorgung zu. Sie können bestenfalls Anzeichen von psychischen Erkrankungen frühzeitig wahrnehmen, Triage einleiten und damit eine rechtzeitige Behandlung vor einer Chronifizierung ermöglichen. Damit sie diese wichtige Rolle einnehmen können, brauchen Sie mehr Wissen über psychische Gesundheit und eine niederschwellige Vernetzung mit lokal zuständigen Gliedern der Gesundheitsversorgungskette.

Angebot

NCBI lanciert aus den genannten Gründen das partizipative Präventionsprojekt «No worries? Psychische Gesundheit – wir sprechen darüber», dessen Fokus auf der Förderung der psychischen Gesundheit liegt. Das Projekt setzt bei drei verschiedenen Zielgruppen an:

  • Lokalprojekte für Jugendliche: In einem Grundmodul, das einen halbtägigen Workshop umfasst, werden Jugendliche über Themen der psychischen Gesundheit informiert und dafür sensibilisiert. Sie werden im Rahmen der Primärprävention dazu motiviert, sich bei vorhandenen psychischen Belastungen Hilfe zu suchen. Zudem werden verschiedene Vertiefungsmodule zu spezifischen Themen angeboten, welche nach Bedarf zusätzlich gebucht werden können. In einem Multiplikationsteil geben die Jugendlichen das im Grund- und den Vertiefungsmodulen Gelernte zudem an ihre Peers weiter. In einem ersten Schritt werden Vertiefungsmodule zu den Themen „Flucht und Migration“, „Liebe, Beziehungen, Freundschaft“ sowie „Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit“ angeboten.

  • Weiterbildungsmodule für Fachpersonen, die mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten, angeboten, die die teilnehmenden Fachpersonen zusätzlich befähigen, Jugendliche in psychisch herausfordernden Situationen zu begleiten und zu unterstützen, sowie regionale Konferenzen, an denen deren Vernetzung mit dem Gesundheitsbereich gestärkt wird.

  • Zudem werden für die Angehörigen von betroffenen Jugendlichen alle drei Monate niederschwellige, virtuell angebotene Veranstaltungen zu verschiedenen Themen, die einen Bezug zum Thema psychische Gesundheit aufweisen, angeboten werden, an denen interessierte Eltern einmalig oder mehrfach teilnehmen können.

Die Lokalprojekte für Jugendliche werden seit Sommer 2022 konzipiert und sollen ab 2023 vorerst während 3 Jahren in der ganzen Deutschschweiz durchgeführt werden. Dabei wird der Projektverlauf dem Alter und den Bedürfnissen der Teilnehmenden und den Interessen der lokalen Partnerinstitution angepasst. Die primäre Zielgruppe besteht aus Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren. Lokale Partnerorganisationen können Schulen, SEMO, UMA-Unterkünfte, Institutionen der offenen oder der verbandlichen Jugendarbeit, Schulheime, etc. sein. Auf diese Art und Weise können viele Jugendliche aus unterschiedlichen Schichten erreicht werden.
 Die sekundäre Zielgruppe besteht aus Angehörigen von psychisch belasteten Kindern und aus Fachpersonen, die mit Jugendlichen und im Gesundheitsbereich arbeiten. Diese sollen durch ein Online-Angebot resp. Weiterbildungen und Tagungen erreicht werden.

NCBI plant insbesondere, in Zusammenarbeit mit entsprechenden Institutionen den Fokus auf bestimmte, besonders vulnerable Jugendliche zu legen: es kann sich dabei z.B. um Jugendliche mit Fluchtgeschichte oder um LGBTIQA+-Jugendliche handeln, die von psychischen Herausforderungen besonders betroffen sind. Ein Migrationshintergrund und insbesondere eine Fluchterfahrung kann als Risikofaktor für psychische Erkrankungen fungieren – zum einen durch die durch die Migrations- oder Fluchterfahrung verursachte psychosoziale Belastung, zum anderen auch aufgrund von erlebter Fremdenfeindlichkeit und Stigmatisierung. Ebenfalls haben sexuelle Minderheiten ein erhöhtes Risiko, eine psychische Belastung zu entwickeln. Grund dafür sind erfahrene oder befürchtete Diskriminierungen in Bezug auf ihre Sexualität oder fehlende Akzeptanz im familiären Umfeld. Relevante Organisationen wirken im Konsortium mit.

Durch den partizipativen Ansatz wird bei Jugendlichen präventiv eine Sensibilisierung geschaffen, was psychische Gesundheit ist, wie sie gestärkt werden kann und welche Hilfsangebote es gibt, wenn sie beeinträchtigt ist. Dadurch eröffnen sich ihnen Pfade in die Gesundheitsversorgung. Der Austausch über Themen, die die psychische Gesundheit betreffen, soll entstigmatisiert werden; so sollen die Teilnehmenden dazu animiert werden, sich frühzeitig Hilfe zu holen, wenn sie eine psychische Belastung bei sich selber oder bei Kolleg:innen feststellen.

Kontakt

Andi Geu, 031 311 55 09, andi.geu@ncbi.ch
Amea Löffler, 076 615 65 11, amea.loeffler@ncbi.ch